Die Revolution in Tunesien und der Öffentliche Raum

Im Rahmen eines Projekts von Studierenden der Freien Universität Berlin wurde im August 2011 eine Forschungsreise nach Tunis in Tunesien unternommen. Dort hat sich um den Jahreswechsel 2010/2011 eine historisch einmalige Situation ergeben, die in die sogenannte Jasminrevolution und den Sturz des tunesischen Diktators Zine el-Abidine Ben Ali mündete und sich auch auf weitere Länder der arabischen Welt übertrug. An dieser tiefgreifenden politischen Veränderung war und ist insbesondere auch eine stark ausgeprägte Generation junger AkademikerInnen beteiligt, deren Motivation uns als Studierende besonders interessiert.

Motivation & Forschungsziel

Am 14. Januar 2011 wurde Ben Ali, Tunesiens Präsident seit 23 Jahren, nach kontinuierlich anschwellenden Demonstrationen verjagt. Nur 28 Tage zuvor hatte sich der junge, arbeitslose Tunesier Mohamed Bouazizi in der tunesischen Provinzstadt Sidi Bouzid selbst angezündet und damit den Grundstein für die darauffolgenden Proteste in der gesamten arabischen Welt gelegt. Der Selbstmord deutet auf den entscheidenden Hintergrund des Aufstandes hin: Die hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter jungen Menschen, die in Tunesien sowie in vielen anderen arabischen Staaten mehr als 50% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Zusätzlich ist in den meisten arabischen Staaten als weiteres Element eine erschreckende Armut zu verzeichnen: 40% der Tunesier leben unter der Armutsgrenze. Obwohl es zahlreiche sehr gut qualifizierte und ausgebildete junge Tunesier gibt, stehen die Zukunftschancen aufgrund dieser Bedingungen sehr schlecht. Die Scheren zwischen Arm und Reich vergrößern sich kontinuierlich, vor allem deswegen, weil die Diktatoren der arabischen Staaten und deren Familien ihren Reichtum immer weiter anhäufen konnten, und dies mit Unterstützung des Westens.

Diese Missstände, die Korruption und Unzufriedenheit der Bevölkerung führten letztendlich zu den Protesten die im Winter 2010 begannen. Tunesien war nicht das einzige autoritäre System innerhalb der arabischen Welt. Es war aber das Land, in dem alles begonnen hat und somit der Auslöser für weitere Umstürze im Maghreb und auf der arabischen Halbinsel. Der Sturz der Regierung ging relativ friedlich von statten, nun wird versucht, neue Strukturen aufzubauen. Am 23.Oktober fanden die Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung statt, an denen zahlreiche neu gegründete Parteien teilnahmen.

Diese außerordentliche und sehr aktuelle Situation veranlasste uns als Gruppe von Studierenden den Verlauf, die Auswirkungen und die durch die Revolution entstandenen Veränderungen zu untersuchen. Als vereinendes Element und Bezugspunkt zu der geographischen Wissenschaft wurde der öffentliche Raum gewählt: Welche Rolle spielte dieser während der gesamten Umbrüche?

17 Studentinnen und Studenten bildeten insgesamt drei Gruppen, mit einem jeweiligen Themenschwerpunkt:

Gruppe 1
untersuchte die Rolle des „virtuellen öffentlichen Raumes“, wobei die Bedeutung der neuen online-Medien als Schwerpunkt galt.

Gruppe 2
hatte den „physischen öffentlichen Raum“ als Themenschwerpunkt und betrachtete die Rolle von öffentlichen Plätzen und Straßen in Tunis während der Umbrüche.

Gruppe 3
beschäftigte sich mit den Institutionen, die im öffentlichen Raum handeln, wie Parteien und Nichtregierungsorganisationen. Dabei wurde einerseits untersucht, was diese für Einflussmöglichkeiten auf die Proteste hatten, aber auch, was sich für sie durch die Revolution verändert hat.

Auf den folgenden Seiten können Sie mehr über die Ergebnisse unserer Forschungsarbeit erfahren. Bei Interesse an weiteren Materialien oder Nachfragen kontaktieren Sie uns bitte.

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